Bild: Screenshot Twitter / Franz Schellhorn
Der Bruder von NEOS Abgeordneten Sepp Schellhorn und frühere Wirtschaftsjournalist (Die Presse) und ehemaliger stellvertretender Chefredakteur der Presse bezeichnet sich als Ökonom und leitet die „Denkfabrik Agenda Austria“.
Bauern möchte er in einem ganz schlechten Licht darstellen.
Woher das kommt, wissen wir nicht. Meines Erachtens kann er die Situation nicht zur Gänze erfassen, also er vermag es nicht. Denn mit seinem aktuellen Tweet beweist er genau das Gegenteil von dem, was er beweisen will und schadet sich damit selbst.
In seinem Tweet vom 24.2.2021 schreibt er unter anderem „Die Einkommen der Landwirte sind im Krisenjahr 2020 “nur” um 5,4 Prozent gestiegen. Da ist es natürlich naheliegend, der Branche mit Sonderförderungen und einer Extra-Pensionserhöhung auf Kosten der Steuerzahler unter die Arme zu greifen.“ Als Draufgabe zeigt er uns in seinem Tweet noch den Screenshot von einem Teil eines Artikel auf orf.at. Den 2. Teil des Artikels lässt er wohlbedacht weg.
Bild: Screenshot Twitter / Franz Schellhorn
Hat er da genau hingesehen? Genau gelesen? Sich damit ausführlich beschäftigt und recherchiert? Nein. Hat er nicht. Sonst hätte es seinen Tweet gar nicht gegeben.
Franz Schellhorn, der “Denker”.
Es geht nämlich nicht um das/die Einkommen der Landwirte. Es geht um das landwirtschaftliche Einkommen, gemessen am realen Faktoreinkommen je Arbeitskraft. Dieses erstreckt sich nicht nur über Landwirte, sondern auch über deren Mitarbeiter/innen, und zwar sowohl die entlohnte Arbeit von familienfremden MitarbeiterInnen als auch die nichtentlohne Arbeit von familieneigenen Arbeitskräften.
Franz Schellhorn, der “Ökonom”.
Wissenschaft und Ökonomie benötigen mehr als eine Zahl populistisch in der Welt zu verteilen.
Natürlich ist es ganz wunderbar, wenn man eine Zahl hernimmt, eine einzige Zahl, diese Zahl populistisch um sich herum verteilt und sich echauffiert. Man muss auch nicht den gesamten Artikel auf orf.at lesen, auch nicht die Presseaussendung der Statistik Austria im Original, schon gar nicht die Statistik der letzten Jahre ansehen oder zumindest bis Seite 5 (!) der LGR (Landwirtschaftliche Gesamtrechnung) Vorschätzung für 2020 lesen. Das muss man natürlich nicht.
Der ehemalige Journalist ohne journalistische Sorgfaltspflicht.
Nicht, wenn man Franz Schellhorn heisst, der früher Wirtschaftsredakteur der Presse war, und der mit seiner NICHT-Recherche nicht einmal der journalistischen Sorgfaltspflicht nachgekommen ist. Aber wenn man sich selbst Ökonom nennt und Leiter einer Denkfabrik sein soll, dann sollte man mit Daten, die mehr als eine Zahl umfassen, nicht gleich überfordert sein und man sollte auch ausreichend recherchieren können und die Informationen zur Methodik und Definitionen lesen und erfassen können. Diese sind ebenfalls sehr aufschlussreich. Auch hätte man sich in etwas ausführlicher mit der LGR (Landwirtschaftliche Gesamtrechnung) auseinandersetzen können, vor allem, wenn man Leiter einer Denkfabrik ist.
2020 sind die Realeinkommen geringer als 10 Jahre vorher.
Bild: Screenshot statistik.at / LGR 2020
5,4 Prozent ist das reale Faktoreinkommen von 2019 auf 2020 gestieg
en, und zwar nachdem es 2018 gegenüber 2017 um 5,3% und 2019 gegenüber 2018 um 5,8% gefallen ist. Bei diesen Werten sind auch allfällige Subventionen berücksichtigt.
Faktoreinkommen 2020 niedriger als 2010.
Das reale landwirtschaftliche Faktoreinkommen ist 2020 niedriger als vor 10 Jahren. Und das trotz Subventionen. Und dazu gibt es eine Statistik. Ganz einfach zu finden, 30 Sekunden habe ich dafür benötigt.
Nur dumm, dass Franz Schellhorn nicht fähig ist, sich auch die Entwicklung des Realeinkommens in den Jahren zuvor anzusehen, ganz zu schweigen, dass er tiefer in die Materie eingedrungen wäre.
Eine sehr schwache Leistung für Franz Schellhorn.
Wenn man sich selbst Ökonom nennt und eine Denkfabrik leitet, dann sollte man schon einen kurzen Blick in die Vorausschätzung zur LGR 2020 werfen, nur damit man sicher ist, nicht genau das Gegenteil vom ursprünglich Geplanten zu bewirken. Und man sollte auch hinweisen, dass es sich um eine erste Vorschätzung für 2020 handelt, es noch eine zweite Vorschätzung geben wird und erst im Jahr 2022 dann die endgültige Statistik. Aber vielleicht geht es ihm ja nicht um das, was ist, sondern um das, was er verbreiten möchte:
Hass und Neid.
Er diskreditiert eine Berufsgruppe. Hier ist er seinem Bruder, Josef Schellhorn (Abg z. NR, NEOS, Gastronom), sehr ähnlich. Auch dieser kritisiert immer wieder Landwirte, stellt diese in ein schlechtes Licht, und betreibt ebenso Bauernbashing.
Agenda Austria – eine Denkfabrik?
Auf der Website der Agenda Austria liest man unter anderem: „Unsere Arbeit beschreiben wir mit drei Worten: Lösungsorientiert. Wissenschaftlich. Unbestechlich. Unser Ziel ist es, dass unsere Ideen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft diskutiert und aufgegriffen werden und wir so einen konkreten Beitrag für eine bessere Zukunft der Menschen in Österreich leisten.“
Nun denn – ich würde sagen wissenschaftlich war die auf Twitter erbrachte Leistung von Franz Schellhorn nicht. Und einen Beitrag für eine bessere Zukunft der Menschen in Österreich hat er damit auch nicht geleistet.
Franz Schellhorn hat meines Erachtens mit seinem Tweet seine Inkompetenz im Bereich Ökonomie und Denken ausreichend bewiesen.
Danke an alle, die die Plattform “Agenda Austria” und damit Franz Schellhorn unterstützen. Man sollte diese Unterstützung vielleicht überdenken. Die Förderer der “Agenda Austria” können Sie hier einsehen.
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